Tipps für Eltern von Schülerinnen und Schülern



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Das Taschengeld - den Umgang mit Geld erlernen

Die Höhe des Taschengelds ist neben dem Ausgehen oft das wichtigste Thema in Familien, das schon im Kindergartenalter beginnt, wenn sich Kinder darüber beklagen, dass sie etwa im Vergleich mit anderen zu wenig Taschengeld oder noch gar kein Taschengeld bekommen. Elter müssen sich darüber im Klaren sein, dass regelmäßiges Taschengeld Kindern ermöglicht, allmählich den Umgang mit Geld zu erlernen, wobei das von den Eltern Offenheit beim Thema Finanzen und Verlässlichkeit erfordert. Die Forderung nach dieser elterlichen Zusatzleistung ist aber durchaus sinnvoll, denn Kinder können den Umgang mit Geld ja nur dann erlernen, wenn sie über eigenes Geld verfügen.

Eine Empfehlung über die Höhe des Taschengeldes gibt es nicht, denn letztlich kommt es bei der Höhe des Taschengeldes immer auf individuelle Faktoren an, denn natürlich spielt das Einkommen der Eltern eine Rolle, aber auch, welche Vereinbarungen über die Verwendung des Taschengeldes getroffen wurden, und wie viel Gleichaltrige im Umfeld bekommen. Es sollte nach Ansicht von Experten jedenfalls nicht so viel sein, dass das Kind das Gefühl hat, sich alles einfach leisten zu können. Österreichische Kinder bekamen nach einer Kinderstudie aus dem Jahr 2011 im Durchschnitt 22 Euro im Monat, wobei Sechs- bis Siebenjährige 11 Euro, Dreizehn- und Vierzehnjährigen im Durchschnitt etwa 40 Euro erhalten. Man sollte nach Möglichkeit aber schon Vorschulkindern einen geringen Betrag von etwa einem Euro pro Woche zur Verfügung stellen, mit dem sie etwa Naschereien kaufen können, damit sie dadurch ein Gefühl für den Wert von Geld entwickeln können.

Es ist wichtig, dass das Kind lernt, eigenständig über eine bestimmte Geldsumme zu verfügen und sich diese Summe einzuteilen. Auch wenn es manchmal Fehler macht, lernt das Kind erst auf Grund von solchen Erfahrungen, dass man Geld, das man nicht mehr hat, auch nicht ausgeben kann, und den Wert von Geld besser einzuschätzen. Mit der Zeit bekommt ein Kind dann auch ein Gefühl dafür, welche Waren billig und was teuer ist, und dass man sich mit Sparen auch größere Wünsche erfüllen kann, ist eine wichtige Erfahrung – man lernt den “Bedürfnisaufschub”, der auch in anderen Lebensbereichen wichtig sein kann.
Anfangs empfiehlt sich eine wöchentliche Auszahlung, ab zehn oder elf Jahren können sich Kinder auch größere Summen einteilen, so dass Eltern zu einer monatlichen Zahlung übergehen können.

Bei älteren Kindern kommt auch ein eigenes Kinder- oder Jugendgirokonto mit kostenloser Kontoführung in Frage. Es ist grundsätzlich nicht möglich, solche Konten zu überziehen. Prepaid-Kreditkarten, bei denen ein eingezahltes Guthaben aufgebraucht wird, sind erst dann sinnvoll, wenn Kinder oder Jugendliche auch mit größeren Geldbeträgen verantwortungsvoll umgehen können (etwa ab 13 oder 14 Jahren). Ein Taschengeldkonto erfordert aber schon einen sehr geübten Umgang mit Geld, denn engreifbares Geld erleichtert es Kindern, ein Gefühl für dessen abstrakten Wert zu erlernen. Taschengeld sollte daher am Beginn immer in bar ausbezahlt werden, wobei es Jugendliche, die schon ein eigenes Jugendkonto besitzen, dann selber darauf einzahlen können.

Prinzipiell soll sich ein Kind vom Taschengeld das kaufen dürfen, was es möchte, auch wenn Eltern die Einkäufe nicht immer überzeugen. Allerdings sind klare Vereinbarungen unerlässlich, welche Ausgaben das Kind vom Taschengeld bestreiten muss und was die Eltern bezahlen. Entscheidend für des Erlernen des Umgangs mit Geld ist auch, dass das Kind kein Extra-Geld bekommt, wenn es sich das Taschengeld falsch eingeteilt hat, aber man sollte mit ihm darüber sprechen, warum alles schon weg ist und was das Kind beim nächsten Mal besser machen kann.
Wer sein Kind zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Geld erziehen möchte, sollte stets an die eigene Vorbildwirkung denken, denn das Thema Geld im Zusammenhang mit Arbeit und Beruf bzw. Einkommen sollte von Anfang an in der Familie besprochen werden. Auch der allgemeine Umgang mit Geld, die finanziellen Ressourcen innerhalb des Familienbudgets sollten altersgemäß vermittelt werden. In die Entscheidung über das Taschengeld sollte ein Kind stets eingebunden werden, denn indem es verhandelt und Vereinbarungen trifft, erwirbt ein Kind auch damit verbundene soziale Kompetenzen. So sollte die Höhe des Taschengeldes mit jedem Jahr neu verhandelt werden, wobei auch die Eltern gefordert sind, sich an die Vereinbarungen zu halten und das Taschengeld auch regelmäßig auszubezahlen. Eltern müssen also von Beginn an darauf achten, dass das Taschengeld regelmäßig zu einem vereinbarten Termin ausgezahlt wird, z.B. zum Ersten des Monats oder am Wochenanfang, und dass das Taschengeld unaufgefordert ausgezahlt wird, d.h. dass das Kind dem Geld nicht hinterherlaufen muss, unabhängig davon, wie sich das Kind verhalten hat: Taschengeldentzug ist keine geeignete Strafmaßnahme. Auch sollte dass das Taschengeld nie an bestimmte Leistungen in Haushalt oder Schule geknüpft werden. In keinem Fall sollte Taschengeld bzw. dessen Entzug als Erziehungsmittel oder Strafe eingesetzt werden.

Ein eigenes Thema sind die Handykosten, wofür Ähnliches wie für das Taschengeld gilt: Hier empfiehlt es sich, ein Limit zu vereinbaren, wobei bei jüngeren Kindern sich eine Wertkarte für einen bestimmten Zeitraum anbietet, bei älteren Kindern sollte man eine Obergrenze für die Rechnung festsetzen, sodass Kosten, die darüber hinaus gehen, Kinder selbst von ihrem Taschengeld bzw. dem Ersparten begleichen müssen.

Die Empfehlung des Deutschen Jugendinstituts aus dem Jahr 2017 geht etwa von einem kleinen Taschengeld aus, und zwar zwischen 1 bis 1,50 Euro pro Woche, sobald das Kind in die Schule kommt. Pro Lebensjahr steigt dann der Betrag um etwa 50 Cent. Mit neun Jahren sind es dann um die 2,50 bis 3 Euro. Ab zehn Jahren sei es sinnvoll monatlich zu zahlen - zwischen 15,50 und 18 Euro. Die Höhe hängt in jedem Fall auch von den Einkommensverhältnissen der Eltern ab, wobei auch klar festgelegt werden sollte, ob das Geld nur für den persönlichen Spaß verwendet wird oder etwa auch für Schulmaterial. Ein Kind muss auch die Erfahrung machen können, dass es ein Fehler war, Geld für Unsinn auszugeben. Ein eigenes Konto ist erst ab einem Alter von zehn Jahren sinnvoll, denn für jüngere Kinder ist der Umgang mit Geld in der Regel etwas Abstraktes und sie freuen sich mehr, wenn sie das Taschengeld direkt von den Eltern ausgezahlt bekommen, sodass dieses Thema für Kinder erfahrbar wird.

Die aktuellste Version der Tabelle ist von 2020.

Der Geldbetrag der ab 16-Jährigen bezieht sich auf Jugendliche, die finanziell noch ganz von ihren Eltern abhängig sind.

Das Taschengeld soll den Kindern und Jugendlichen als Budget zur freien Verfügung stehen, ohne einem bestimmten Sinn zugeschrieben zu werden. Für andere Ausgaben, die anfallen, wie Kleidung oder Schulmaterialien, sollte ein separaten Kontingent an Geld dienen: Budgetgeld. Dieses kann entweder durch die Eltern verwaltet werden, oder dem Kind - sofern es alt genug dafür ist - direkt ausbezahlt werden. Das Deutsche Jugendinstitut rät, es reifen Jugendlichen etwa auf einem Girokonto zur Verfügung zu stellen.


Gar kein Taschengeld

Manche Experten argumentieren übrigens strikt gegen Taschengeld, da Kinder damit nur in demütigende Abhängigkeitssituationen kommen und das Familienleben auf eine Art Geschäftsbeziehung reduziert wird. Was mit Taschengeld simuliert wird, ist nur ein abhängiges Lohnverhältnis, und zwar umso mehr, wenn die Höhe des Taschengelds auch noch an die Mithilfe im Haushalt geknüpft wird. Was Kinder dadurch lernen, ist, dass andere Menschen vor allem Geschäftspartner sind, dass man sein Handeln an eine Kosten-Nutzen-Rechnung knüpfen sollte. Zwar müssen Kinder die Regeln der Geschäftswelt irgendwann lernen, aber das heißt nicht, dass man die eigenen Familienmitglieder zu Geschäftspartnern machen sollte. Um Kindern den Umgang mit Geld zu lehren, braucht es daher kein Taschengeld, denn Kinder lernen den richtigen Umgang mit Geld nicht einfach deswegen, weil sie mit knappem Taschengeld umgehen müssen. Dafür braucht es vielmehr eine richtige Erziehung, also verständnisvolle Gespräche über die Bedürfnisse der Kinder und die Ruhe, Kindern zu erklären, warum es jetzt eben bestimmte Sachen nicht gibt. Auch wäre Taschengeld gar nicht geeignet, den Umgang mit Geld zu lernen, denn Kinder geben ihr Geld ja nicht für ihre wirklichen Bedürfnisse wie Essen, Strom oder Wasser aus, sondern für kleine Wünsche wie Süßigkeiten oder Spielzeug (Stangl, 2021).


Sparen ist den Menschen nicht in die Wiege gelegt

Übrigens: Das menschliche Gehirn ist nicht auf Sparen ausgerichtet, sondern zur Erreichung langfristiger Ziele musste unser Gehirn erst ein Kontrollsystem entwickeln, um der kurzfristigen Belohnung zu widerstehen. Evolutionsbiologisch betrachtet geht es zunächst darum, dass man im Hier und Jetzt überlebt, d. h., man isst, wenn man Hunger hat, man trinken, wenn man Durst hat. Diese Bedürfnisse befriedigt man, um zu überleben, und wenn das geschieht, werden vom Gehirn Dopamin und weitere Botenstoffe ausgeschüttet, die eine sofortige Belohnung und das Verlangen nach mehr signalisieren. Deshalb ist das menschliche Gehirn aus evolutionärer Sicht nicht auf Verhaltensweisen wie Sparen und Investieren ausgerichtet, weil dann die kurzfristige Belohnung zugunsten eines langfristigen Ziels entfällt. Um langfristige Sparziele zu erreichen, muss man jene Impulse, die eine sofortige Belohnung versprechen, unterdrücken. Diese Fähigkeit wird vom entwicklungsgeschichtlich jungen präfrontalen Cortex gesteuert, wobei dieses Kontrollzentrum auch der Teil des Gehirns ist, der am längsten für die vollständige Entwicklung und Reifung braucht und erst mit Mitte zwanzig voll vernetzt beziehungsweise funktionstüchtig ist. Vereinfacht gesagt geht es bei einer Entscheidung für oder gegen das Sparen also um einen Kampf zwischen Belohnungssystem und Kontrollzentrum. Studien haben gezeigt, dass Frauen einen größeren präfrontalen Cortex besitzen als Männer, sodass es diesen möglich ist, riskante und impulsive Käufe besser zu unterdrücken, was ebenfalls evolutionsbiologisch erklärbar sein könnte, da Frauen früher beispielweise Vorräte für die Versorgung der Kinder anlegen mussten, während die Männer draußen in der Wildnis jagten.

Literatur


Feil, Ch. (2003). Kinder, Geld und Konsum. Die Kommerzialisierung der Kindheit. Weinheim, München: Juventa Verlag.

Stangl, W. (2021). Umgang mit Geld erlernen – Taschengeld – Pädagogik-News. Werner Stangls Pädagogik News.
WWW: https://paedagogik-news.stangl.eu/umgang-mit-geld-erlernen-taschengeld-richtig (21-10-07)

Stangl, W. (2022, 14. September). Sparen ist den Menschen nicht in die Wiege gelegt. Stangl notiert …
https://notiert.stangl-taller.at/grundlagenforschung/sparen-ist-den-menschen-nicht-in-die-wiege-gelegt/.

http://psychologie.stangl.eu/entwicklung/konsumverhalten.shtml (11-09-21)
https://paedagogik-news.stangl.eu/190/umgang-mit-geld-erlernen-taschengeld-richtig (11-09-29)
http://www.sailer-verlag.de/newsletterartikel/taschengeld-so-lernt-ihr-kind-den-umgang-mit-geld-267.html (10-11-12)
Die Presse vom 29. September 2011

https://idw-online.de/de/news801111 (22-09-13)


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