Tipps für Eltern von Schülerinnen und Schülern



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Vorsicht vor Wundermethoden für Eltern

Im Internet findet man immer wieder angeblich revolutionäre Angebote, mit deren Hilfe Eltern den Kindern helfen können, sich wieder besser und länger zu konzentrieren. In einem solchen hier nicht näher benannten Programm heißt es tum Beispiel: "Ihr Kind ist im Grundschulalter noch nicht in der Lage, äußere und innere Störfaktoren wahrzunehmen, zu erkennen, auszuschalten – und eine eigene Strategie zu entwickeln, um seine Konzentrationsfähigkeit zu steigern. Dabei benötigt es Hilfe von außen. Diese Hilfe können Sie Ihrem Kind jetzt ganz einfach geben: Hier ist eine neue, ganz einfache Möglichkeit, mit der Sie die Konzentrationsspanne Ihres Kindes jetzt schnell, familienfreundlich zu Hause am eigenen Schreibtisch Ihres Kindes und ohne großen Aufwand verlängern können,

Unter dem martialischen Titel "Vorsicht Konzentrationskiller" landete vor kurzem eine eher kuriose Schülertypologie in unserem Postfach: "Kennen Sie das auch von Ihrem Kind? Ist Ihr Kind – statt konzentriert und aufmerksam – auch oft eher ...

Bei einem solchen Schubladendenken muss man sich wohl wirklich fragen, ob es überhaupt "normale" Kinder gibt … Auf dieser Internetseite bzw. einem Newsletter, auf denen man Eltern helfen will, ihre Kinder zu besserer Konzentration bei den Schulaufgaben anzuleiten, wird zunächst mit dieser Typologie von Kindern, in die man wohl jedes Kind - und vermutlich auch jeden Erwachsenen - in irgendeiner Form einordnen kann, denn Phasen schwächerer oder geringer Konzentration sind bei Kindern und Jugendlichen jeden Alters völlig normal, ein Stempel aufgedrückt. Obwohl diese Typologie vermutlich zu marketingtechnischen Zwecken verwendet wird, ist aus Expertensicht eine solche Abstempelung - in der Psychologie heißt das Labeling bzw. Attribution - und führt über den Mechanismus der selbsterfüllende Prophezeiungen und diverse lerntheoretisch begründbare Verstärkungsmechanismen tatsächlich zu dem unerwünschten Verhalten, das sich durchaus verfestigen kann. Zwar wird weiter unten auf der Seite von einer Medizinerin tatsächlich eine richtige Analyse bzw. Erklärung für mangelnde Konzentration geliefert, allerdings ist das natürlich zu spät, denn zuerst hat man sein Kind abgestempelt mit den oben beschriebenen Folgen. Es sei nur nebenbei erwähnt, dass von der Medizinerin (die übrigens zwei Kinder, zwei Hunde und zwei Meerschweinchen besitzt) mit einem eher kuriosen weil falschen Bild einer Nervenzellenverbindung auch die Gehirnforschung bemüht wird, was offensichtlich derzeit Mode ist.

Dazu passt eine andere Werbung in meinem Postfach, in der es hieß: "Ferien für zapplige Kids - Suchen sie einen geeigneten Platz für ihr übermütiges Kind, mit unerträglicher Gewohnheiten! Hier sind sie richtig." Und auf der Webseite, in der übrigens mit spezieller Ernährung diesen Problemen auf den kindlichen Leib gerückt wird: "Seit vielen Jahren bieten wir (ein Team von erfahrenen Vätern, Müttern und Fachleuten, im Bereich Erziehung, Therapie und Betreuung) auf dem XYZ Ferienplätze an für Kinder mit verschiedenen Handycaps. Am Anfang waren es vor allem Kids vom Typ Zappelphillip, Pipi Langstrumpf und Hans-guck-in die-Luft! Dazu gesellten sich bald Kinder ohne auffällige Verhalten, normale Laus-Buben und -Meitli. Auch Kinder die einfach für ihr Gewicht einen Kopf zu klein waren und andere, die wie ein Strich in der Landschaft erschienen. Weitere Kinder fanden den Weg zu uns mit chronischen Darmentzündungen und verschiedenen Hautallergien. Es sprach sich herum, dass unsere konsequente Ernährungstherapie (bestehend aus 100 % pflanzlicher Nahrung, zucker- und getreidefrei, 80 % davon unerhitzt - denn roh macht froh), unsere Geschichten, Wasser– und Sonnenplausch, Spiel und Bewegung in der Natur, Klänge und Gesänge und das fröhliche, unkomplizierte Miteinander eine positive Wirkung hat. Die einen Kinder wurden ruhiger und aufmerksamer, die Träumer wurden lebendiger wacher und interessierter. Einige verloren ihr zuviel an Gewicht und Andere setzten endlich ein paar neue Pfunde an. Haut wurde rosarot und samtweich und freches Blödelgeplauder wurde unnötig. Jedes Kind ist wichtig! Es trägt Verantwortung für sich das gemeinsame Wohlergehen der Gruppe. Unsere Ämtli sind anders ... Aber das ist unser Geheimnis! TV, PC, Handy & Co sind bei uns kein Thema. Wir haben einfach anderes zu tun. Wir beobachten Schmetterlinge und Grillen, züchten Keimlinge, sammeln Pilze und Teekräuter, probieren feine neue Rezepte aus und erforschen die Umgebung (...)". Übrigens soll nicht unerwähnt bleiben, dass man dort auch auf "artgerechte Haltung" großen Wert legt und diese auch auf die konzentrationsgestörten Kinder anwendet sehen möchte ;-)

Edu-Kinestetik?

Eher fragwürdig sind Übungen aus dem Bereich der Edu-Kinestetik, vor allem die Begründungen, die dafür gegeben werden: diese Übungen sollen nämlich gleichzeitig die rechte und linke Gehirnhälfte intensivieren bzw. aktivieren und die Sauerstoffversorgung des Gehirns verbessern, die Reizleitungen zum Gehirn entspannen, damit sie Informationen besser aufnehmen und transportieren können. Typisch für solche Übungen sind die Gehirnknöpfe (Zeige- und Mittelfinger einer Hand liegen auf dem Bauchnabel, und mit dem Daumen, dem Zeige- und dem Mittelfinger der anderen Hand massiert das Kind die kleinen Einbuchtungen links und rechts seines Schlüsselbeins am Rand des Brustbeins. Nach etwa einer Minute wechselt man die Hände, um angeblich zu einer Integration beider Gehirnhälften zu kommen, Leistungssteigerung zu erfahren und wach zu werden) und die Denkmütze (dabei zieht ein Kind sich gleichzeitig mit seinen Händen sanft und vorsichtig die Ohren lang, es beginnt dabei am oberen Ohrrand, arbeitet sich langsam bis zum Ohrläppchen vor und zieht dabei immer die Ohren vom Kopf weg. Diese "Einschaltübung" lenkt angeblich die Aufmerksamkeit des Kindes auf seine Ohren und sein Gehör und aktiviert dabei nebenbei noch mehrere wichtige Akupunkturpunkte). Beide Übungen haben nur deshalb eine Wirkung, da sich das Kind auf eine einzige Tätigkeit konzentrieren muss, die postulierten direkten Auswirkungen auf das Gehirn sind schlichter Humbug.

 


Unsere Ausführungen hier haben hoffentlich gezeigt, dass es so einfach nicht ist! Zwar ist vieles im Ansatz her richtig, aber das Entwickeln von Konzentration ist ein meist sehr lang andauernder und oft auch mühsamer Weg, den Kinder unter Anleitung ihrer Eltern selber gehen müssen. Hier kann man nur mehr mit den Simpsons argumentieren:


Quellen & Literatur:

Einige dieser praktischen Tipps für Eltern zur Förderung der Konzentration Ihrer Kinder stammen aus dem Folder "Sich konzentrieren können - Konzentration lernen" der regionalen Schulberatungsstelle Warendorf. Unter der folgenden Webadresse ist das gesamte Dokument downloadbar: http://www.schulpsychologie.de/downloads/wallberg/konzentration_ges.pdf

Siehe auch Konzentrationsübungen für Kinder in der Grundschule

Konzentration Zehn weitere Übungen zur Steigerung der Konzentration finden sich in den Arbeitsblättern

Siehe auch 50 Konzentrationsübungen für Grundschüler und -schülerinnen

Weitere Quellen & Literatur

https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/GEDAECHTNIS/Aufmerksamkeitsstoerungen.shtml
Ward, Adrian F., Duke, Kristen, Gneezy, Ayelet & Bos, Maarten W. (2017). Brain Drain: The Mere Presence of One’s Own Smartphone Reduces Available Cognitive Capacity. Journal of the Association for Consumer Research, 2, 140-154.

Reimann-Höhn, Uta (2007). Lernen mit Musik.
WWW_ http://www.lernen-und-foerdern.com/newsletter/20070406.html (08-06-11)
Sommer-Stumpenhorst, N. (1994). Sich konzentrieren können. Konzentration lernen.
WWW: http://www.schulpsychologie.de/ww3ee/bin/455498-456010-1-konzentration_ges.pdf (07-01-11)
http://www.Elternwissen.com/ (08-07-24) VNR Beratungsletter vom 11.04.2007
WWW: http://www.beratungsletter-vnr.de/archiv/2007/04/newsletter_2007_04_10.html (08-06-11)
Erfolgsfaktor Konzentration.
WWW: http://www.focus.de/schule/lernen/forschung/tid-8441/lernen_aid_231946.html (07-11-11)


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